Mit einem fotografischen Selbstportrait möchte Mike Imhof auf den Welt-bodentag 08 aufmerksam machen und Kommunikation provozieren. Die inszenierte Fotografie fordert den Leser auf, sich mit der raren Ressource Boden auseinanderzusetzen. Der Künstler führt Forschung und Bildende Kunst zusammen, mit dem Ziel, dass Boden nachhaltig genutzt wird.


Die internationale Bodenkundliche Union (IUSS) hat den 5. Dezember zum Weltbodentag (World Soil Day) ernannt. Mit ihm soll ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt werden. Bezeichnungen wie «Mutter Erde» oder «Mutter-Boden» machen deutlich, wie der Boden in früheren Kulturen geschätzt, geschont und verehrt wurde. Mit der industriellen Produktion wurde der Boden dagegen zu einem Produktionsmittel degradiert, das schonungslos ausgebeutet wurde. Schon 1862, als die Menschen noch boden-ständiger als heute lebten, stellte Frédéric Albert Fallou fest: „Eine Nation, die ihren Boden zerstört, zerstört sich selbst“.


„Wir müssen angesichts der weltweiten Gefährdung der Ressource Boden regel-mässig Zeichen setzen“, sagt der Zürcher Oberländer Mike Imhof. Der Welt-bodentag ist ein solches Zeichen. Aufklärung und Umwelterziehung sind dringend notwendig. „Was Kindern in diesem Bereich mit einfachen Beispielen beigebracht werden kann, muss den Erwachsenen mit schockierenden Fakten und Bildern präsentiert werden“, diese gesellschaftliche Erkenntnis von Imhof kommt in der fotografischen Darstellung zum Ausdruck. Zersägte Kühe sind mit Erde bedeckt und werden als Massen-produkt dargestellt.

„Genau genommen sind es 3,5 Kühe wenn ich alle Teile zusammensetzen würde“, meint der Künstler. Die Zahl 3,5 hat Imhof durch den Forscher Otto Schmid vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick erhalten. Auf einer Hektare sehr fruchtbaren Boden können wir bis zu 2,5 Kühe über ein Jahr füttern. Dies geschieht mit dem Gras, der Silage und dem Heu. Diese Fütterung spielt sich über dem Boden ab, aber unter dem Boden können wir in einer Hektare frucht-barem Boden bis zu 2 Tonnen Regenwürmer füttern respektive ernähren. Wenn wir deren Gewicht in Kühe umrechnen, so kommen wir auf ungefähr 3,5 Kühe pro Hektare Boden die ernährt werden können. Werden alle Lebewesen im Erdreich einer Hektare sehr fruchtbaren Boden auf die Wage gelegt, so kommt man auf ein Gewicht von bis zu 20 Kühen.


Anlässlich einer Ausstellung wurde der Forscher Otto Schmied auf den Aktions-künstler aufmerksam. Mike Imhof verkaufte das Zürcher Oberland abgefüllt in Säcken und sensibilisierte die Besucher für eine bewusstere Raumpolitik. Das gegenseitige Interesse an der nachhaltigen Bodennutzung gab den Ausschlag für die Zusammenarbeit mit FiBL zum Weltbodentag 08. „Die Wissenschaft beliefert und konfrontiert uns mit Fakten, ich möchte mit Kunstaktionen auf Fakten aufmerksam machen“ sagt Mike Imhof. 


Jedes Jahr gehen 0,8mm Boden verloren.

Durch tiefes  Pflügen und zu intensive Bodenbearbeitung in Kombination von einseitigem Anbau von Ackerkulturen ohne bodenaufbauende Kulturen wird im Boden wertvoller Humus abgebaut. Der darin gebundene Kohlenstoff entweicht als CO2. Dieser schleichende Prozess führt nach Montgomery, Professor an der Universität Washington, im Mittel zu einem jährlichen Bodenverlust von 1 mm durch Erosion. Demgegenüber beträgt die Bodenneubildung aus dem Mutterboden nur etwa 0.2 mm je Jahr. Nach 100 Jahren gehen also bereits etwa acht Zentimeter wertvollen Bodens verloren – und damit verliert die Menschheit ihre wichtigste Lebensgrundlage, die dünne, belebte Haut des Planeten Erde. Dies erhöht den Druck zur Rodung und landwirtschaftlichen Nutzung von Wäldern. Biolandbau und schonende Bodenbearbeitungssysteme zeigen neue Wege aus dieser Krise der Landwirtschaft auf.


Biologische Bodenbewirtschaftung trägt wesentlich zum Klimaschutz bei

Biolandbau ist gut für den Boden und das Klima. Biolandbau ist eine klima-schonende Landwirtschaft und kann Kohlenstoff  im Boden binden. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick und das acroscope ART haben dazu in Langzeitversuchen wichtige Antworten zu Fragen des Klimaeinflusses und der Ernährungssicherheit gefunden, welche ihrerseits eng

mit einem intakten und fruchtbaren Boden verbunden sind. 30 Jahre Messungen haben gezeigt, dass mit Hofdüngern gedüngte Böden bis 1 Tonne des Klimagases CO2 pro Hektar und Jahr mehr binden als mineralisch gedüngte Böden. Biosysteme sind zudem effizienter im Umgang mit Energie: Sie brauchen 20 Prozent weniger Energie pro Ertragseinheit. Pfluglose Biosysteme speichern gar 3.7 t CO2 pro Hektar und Jahr, wie ein Feldversuch in Frick zeigt.

Im Durchschnitt von verschiedenen Ackerkulturen erzielte das pfluglose System gar 10% Mehrertrag. Diese positiven Erfahrungen werden jetzt mit Hilfe von COOP- und EU-Projekten weiter erforscht und in die Praxis umgesetzt. „Der klimaneutrale Ackerbau ist das Ziel.“ Meint Dr. Paul Mäder, Leiter der Fachgruppe Bodenwissenschaften am FiBL.


Eine Fotografie fordert Aufmerksamkeit

Die Sprache von Fotografien und Bildern ist sehr direkt und kann gezielt das emotionale Erfahrungsgedächtnis des Menschen aktivieren. Emotionen werden so durch Fotografien rasch ausgelöst. Mike Imhof spielt mit Erinnerungen an die Kindheit. Es sind die niedlichen Kinderspielzeuge, die traditionellen Holz- und Plastikkühe die emotional berühren. Mike Imhof zersägt sie um aufzuzeigen was bei Bodenverlust stirbt. Eine Fotografie macht auf den Weltbodentag und auf Fakten der Forschung aufmerksam. „Der Erfolg der Irritation lässt sich an der Anzahl Leser und Leserinnen messen“, sagt Mike Imhof.

Die Umrechnung vom Wurm zur Kuh

Eine Aktion zum Weltbodentag.

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